søndag den 10. april 2011

Varde, Stahlwerk Varde und die Eisenzeit .....

Varde, Stahlwerk Varde und die Eisenzeit .....
(Text: R.Thomsen/H. Lyngstrøm)

….erst vor einem Jahrhundert begann das Stahlwerk Varde aus einem der wenigen Rohstoffe, die Dänemark noch in genügender Menge besitzt, nämlich altem Eisen, Stahl zu erzeugen. Man mag annehmen, dass diese windige und industrielle Hinsicht öde Gegend erst damit in die „Eisenzeit“ eingetreten ist. Das ist aber keineswegs der Fall.
In südlichen Teil von Jütland und damit auch in der nächsten Umgebung von Varde begann man bereits vor mehr als 1700 Jahren Eisen herzustellen. Das bezeugen die zahlreichen Schlackenklumpen, Abfallsprodukte bei der Gewinnung von Eisen aus dem hier vorkommenden Raseneisenerz. Diese Schlackenklumpen können bis zu 500 kg wiegen. Da sie den Bauern beim Pflügen behindern, werden sie vom Feld entfernt. Mitunter werden sie noch irgendwie verwertet, für die Errichtung von Kirchhofmauern zum Beispiel. Die Mauer an der Kirche in Tistrup, wenige Kilometer von Varde entfernt, enthält ganze 311 Schlackenklumpen aus der Eisenzeit.


Die Mauer an der Kirche in Tistrup mit mehr als 300 Schlackenklumpen (fot. H.Lyngstrøm)

Um Eisen zu erzeugen, braucht man zwei Rohstoffe: Holzkohle und Eisenerz. Holz gab es in Westjütland genug. Raseneisenerz, ein ausgezeichnetes Eisenerz abgesehen von dem hohen Phosphorgehalt, gibt es noch immer in reichlichen Mengen in der Gegend. Als Ofen wurde früher ein senkrechtstehendes, 1,3 m hohes Tonrohr mit einem Innendurchmesser von ca. 25 cm benutzt. Im unteren Teil des Rohres war die dicke Tonwand von vier Löchern – 3 cm im Durchmesser – durchbohrt. Diese Löcher dienten für die Zufuhr von Verbrennungsluft. Unter dem Tonrohr war eine 1 m tiefe kegelförmige Grube zur Aufnahme der Schlacke vorgesehen. Diese Grube wurde bei der Eisengewinnung mit Schlacke gefüllt, die so flüssig war, dass manchmal noch Spuren von den Grabgeräten an der Oberfläche zu sehen sind. Der Ofen wurde mit Holzkohle beheizt. Wenn die Temperatur hoch genug war, wurden abwechselnd Raseneisenerz und Holzkohle in kleinen Portionen eingegeben. Auf dem Weg durch das Ofenrohr verwandelte sich ein Teil des Erzes in reines Eisen. Der Rest tropfte in Form von Schlacke in die Schlackengrube. Nach 3-6 Tagen ununterbrochenem Betrieb wurde der Ofen abgebrochen und das Eisen, das zu keinem Zeitpunkt flüssig geworden war, zur weiteren Verarbeitung herausgenommen. Aus 100 kg Raseneisenerz wurden 12-14 kg Eisen gewonnen. Dieser ganze Prozess ist von Technikern des Stahlwerkes Varde ausprobiert worden. Das Ergebnis der vorläufigen Versuche war zwar nicht so gut wie das von unseren Vorvätern erreichte, es konnten aber recht große Mengen Eisen mit derselben chemischen Zusammensetzung wie das Eisen der Frühzeit erzeugt werden.

Das Ergebnis ist zwar nicht so gut wie das von unseren Vorvätern erreichte (fot. J.Lund)


Obgleich das Eisen 0,7 % Phosphor und keinen der Folgestoffe des neuzeitlichen Eisens enthält, ist es dennoch nach Aushämmern eines Großteils der Schlackeneinschlüsse leicht schmiedbar. Die Eisenerzeugung in Dänemark wurde um 1600 herum eingestellt. Es trat also eine Pause von drei Jahrhunderten ein, ehe das Stahlwerk Varde mit seiner Stahlerzeugung begann. Dennoch kann man wohl Varde nicht ganz Besitz eisenmetallurgischer Traditionen absprechen.

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